Mit Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem

An Heilig Abend wurde erstmals das Krippenspiel nicht in der St. Vitus Kirche von Möhringen aufgeführt, sondern es fand unter den erforderlichen Hygienebedingungen wie Maskenpflicht und Abstandsregeln im Freien statt. Bei der Besetzung der Rollen wurde darauf geachtet, dass sich nur Kinder aus einer Familie nahe kamen. Zahlreiche Familien und andere Interessierte waren zu diesem Zusatzangebot in der Coronazeit gekommen. Auf dem Platz vor der Kirche hatten sich mit Abstand die Zuschauer eingefunden als der Bote des Kaisers durch die Menge schritt und mit lauter, deutlicher Stimme alle dazu anhielt, sich zur Volkszählung in den jeweiligen Geburtsort zu begeben. Maria und Josef kamen dieser Aufforderung nur ungern nach, denn Maria war hoch schwanger und hatte Angst vor dem weiten Weg. Alle folgten den beiden den weiten Weg den Kirchweg hinab bis zur Dorfstraße. Das gelbe Ortsschild von Bethlehem zeigte an, dass die Wanderschaft wohl bald ein Ende hatte. Da Maria die ersten Wehen verspürte und dringend ihr Beine hochlegen musste, beschlossen die beiden, ihr Glück im Gasthaus „Rössle“ zu versuchen. Der Rösslewirt klagte über die derzeitige Situation des Gastgewebes und wies auf das herrschende Beherbergungsverbot hin, die Personenanzahlsbeschränkungen während der Feiertage und die angedrohten Geldstrafen bei Missachtung dieser Gesetze. Ein zufällig vorüberfahrendes Polizeiauto bewirkte, dass seine Ausführungen zusätzlichen Nachdruck bekamen. Also versuchten Maria und Josef ihr Glück im Rathaus, das aber aufgrund der derzeitigen Situation für den Personenverkehr geschlossen hatte und nur schriftliche Anträge entgegen nahm. Alle Anwesenden wurden aufgefordert, auf bereitliegenden Zetteln eine Fürbitte zu formulieren. Im neu renovierten Dorfgemeinschaftshaus hatten die werdenden Eltern auch kein Glück. Es sei schon seit Frühling aufgrund von Corona geschlossen, erklärte eine herbeikommende Passantin. Sie riet dazu, zum bewohnten Pfarrhaus zu gehen, denn dort sei der Pfarrsaal wenigstens geheizt. Alle wanderten nun zum Pfarrhaus, wo die beiden tatsächlich Einlass erhielten und Maria komplikationslos ihr Kind bekam. Das Kind wurde mangels Babyausrüstung im Pfarrhaus in eine Nachttischschublade gelegt und warm zugedeckt. Musikalisch begleitet wurde das gesamte Krippenspiel durch Akkordeonmusik. Da der Gemeindegesang pandemiebedingt ausfallen musste, wurde hinter den MNS munter mitgesummt. Ein Engel benachrichtigte die unter einem alten Obstbaum in der Nähe lagernden Hirten, die schnell zur Krippe eilten und ihre Geschenke dort niederlegten. Mit den Hirten legten nun auch die Besucher des Krippenspiels ihre Sorgen und Nöte formuliert in den Fürbitten an der Krippe ab. Gemeinsam wurde für diese Anliegen gebetet. Von der Krippe vor dem Möhringer Pfarrhaus und von Bethlehem ging ein helles Licht aus. Seit 1986 wird „das Licht von Bethlehem“ jedes Jahr direkt in Bethlehem entzündet und mit dem Flugzeug nach Deutschland gebracht. Pfadfinder kümmern sich um die Verteilung des Lichtes- und auch in Möhringen war das „Licht von Bethlehem“ bis zur Krippe in der Kirche und des Krippenspiels gebracht worden. Nach dem Abschlusslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ halfen nun die anwesenden Kinder, Dorfbewohner und die Ministranten das „Licht von Bethlehem“ im Dorf zu verteilen. Vor jeder Haustüre brannte nun eine Kerze die gesamten Weihnachtsfeiertage hindurch und brachte die Freude und das Licht, das von der Krippe ausging, in diese dunkle Zeit und ins Leben der Menschen von Möhringen.