In der Coronazeit gewinnen Orte, an denen in Ruhe gebetet werden kann, zunehmend an Bedeutung und werden für den Einzelnen kostbar wie ein Schatz. Orte unter blauem Himmel in frischer Luft, an denen es leicht fällt, persönliche Nöte und Sorgen zu formulieren, zu sich zu kommen und Ruhe und Stille zu erleben, sind für Viele eine Wohltat.

Einen solchen Ort des Rückzugs gibt es etwas versteckt und relativ unauffällig in Möhringen an der Außenwand des Kirche St. Vitus in Verlängerung des Kirchenschiffs. Die Kirche St. Vitus wurde 1865 als Ersatz für eine baufällige Kapelle errichtet und wurde an Maria Himmelfahrt desselben Jahres eingeweiht. Nach jahrelangem Bemühen, in Möhringen eine eigene Pfarrei zu erhalten, war der Kirchenneubau Grundvoraussetzung dafür. Lange Zeit gehörte Möhringen nämlich zur Pfarrei auf dem Bussen, was zur Folge hatte, dass besonders ältere und gehbehinderte Menschen an Sonntagen den langen und steilen Weg in die Kirche nicht antreten konnten. Auch Beerdigungen waren bei ungünstiger Witterung im Winter ein aufwändiges Unterfangen. Die Bemühungen um eine Anbindung an die Pfarrei in Unlingen scheiterte an den recht beengten Verhältnissen in der dortigen Dorfkirche. Seit 1866 hat nun Möhringen nach langen Verhandlungen eine eigene Pfarrgemeinde. Die Kirche und das angrenzende Pfarrhaus sind aus Tuffsteinen aus dem nahen Zwiefaltendorf erbaut.

Auch die Mariengrotte, die an die Kirche angebaut ist, besteht aus Tuff- und Kalksteinen mit Stalagmiten. 1888 wurde eine Muttergottesstatue von Kreszentia Halder aus Saulgau für 120 Mark beschafft, die von Vergolder und Maler Max Heck aus Göffingen gefasst wurde. Dargestellt ist eine Muttergottes in weißem Mantel, vor der das Bauernmädchen Bernadette kniet und betet. In Lourdes erschien im Jahr 1858 einem damals 14-jährigen Bauernmädchen die Mutter Gottes, die weiß gekleidet und blau gegürtet gewesen sei. Gemäß diesen Vorgaben sind die wunderschönen Figuren der Möhringer Grotte gestaltet.

Seit ein privater Spender nach einer Lourdeswallfahrt diese Figuren von Restaurator Herr Kopp aus Emerkingen neu restaurieren ließ, strahlen sie in wunderschönen Farben und machen es dem Betrachter leicht, seine Sorgen und Nöte wie die dargestellte Bernadette an die Muttergottes zu richten. Vor der mit efeubewachsenen Grotte ist seit Ende letzten Monats dank einer weiteren Spende eine neue Bank aufgestellt worden. So ist in Möhringen ein Ort entstanden, der einlädt in eigener Andacht länger zu verweilen und die Besonderheit dieses verborgenen Schatzes auf sich wirken zu lassen.