„Spieglein, Spieglein an der Wand“

In der Umkleidekabine eines Kaufhauses. Wie praktisch sind doch diese Spiegel, mit deren Hilfe man sich von hinten oder im Profil sehen kann. Aber, oje, es kann offenbarend sein, sich plötzlich von einer anderen Seite zu sehen: der Bauch ist dicker geworden undwaren die Haare auf dem Hinterkopf schon immer so dünn?

Sich selbst zu begegnen meint, seinem Spiegelbild, aber mehr noch seiner Innenwelt zu begegnen mit Idealvorstellungen und unerfüllten Sehnsüchten. Oft geschieht das jenseits vom gewohnten Trott, dort, wo der Alltag unterbrochen wird, so zum Beispiel im Urlaub. Wer wirklich zu sich selbst kommt, kann auch auf fruchtbare Potentiale und Quellen in seinem Innern stoßen, die ihm oder ihr noch gar nicht bewusst waren.

Manchmal ist es Zeit, dem äußeren und inneren „Lärm, der die göttliche Stimme erstickt“ (HélderCâmara) zu entfliehen und dem wahrheitssprechenden Spieglein tief in uns drinnen zu lauschen. Nicht ängstlich und erbsenzählend, sondern vertrauensvoll, auch mit Humor, auf jeden Fall aber unter der „Führung der Gnade“, oder so wie es der Heilige Ignatius von Loyola einmal ausdrückt: „Wenn sich unser Herz einmal gewandelt hat, was Wunder, dass dann durch uns auch die Welt gewandelt wird.“

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine schöne Ferien- und Urlaubszeit und – wo immer Sie hinkommen – viele gute Begegnungen.

Pfarrer Klaus Wolfmaier