Am Dienstag, 22.05. pünktlich um 5.30 setzte sich der moderne Reisebus der Fa. Bendel Reisen mit 43 Wallfahrern nach Lourdes aus fast allen Orten der Seelsorgeeinheit Bussen in Unlingen in Bewegung. Erstes Etappenziel war Nevers, der Ort an dem die Heilige Bernadette ihre letzte Ruhestätte fand. Mit der Heiligen Bernadette Soubirous verbunden sind die Marienerscheinungen im Jahre 1858 in Lourdes, damals noch eine Kleinstadt in Südfrankreich nahe des Pyrenäengebirges. Der erst 14jährigen Bernadette erschien die Gottesmutter mehrmals und gab ihr verschiedene Aufträge. In der von der Aufklärung und den Nachwehen der französischen Revolution geprägten Zeit tat man sich auch seitens der Geistlichkeit schwer mit der Glaubwürdigkeit und damit Anerkennung solcher Erscheinungen. Bernadette musste sich u.a. auch Verhören durch den Polizeikommissar unterziehen und selbst der örtliche Pfarrer hatte Zweifel an den Aussagen bis zu dem Tag, an dem Bernadette den „Namen“ der ihr unbekannten Dame nannte: „Ich bin die unbefleckte Empfängnis“. Erst wenige Jahre vorher wurde dieses Dogma von Papst Pius IX verkündet und konnte einem Mädchen mit niederem Bildungsstand noch nicht bekannt gewesen sein. Nach Anerkennung der Marienerscheinungen und Wunderheilungen durch das immer noch sprudelnde Quellwasser ist Lourdes heute einer der bedeutendsten Marienwallfahrtsorte Europas.

Am 23.05. erreichten die Wallfahrer nach der Zwischenübernachtung in Nevers das ersehnte Ziel und es war noch Zeit, am Abend an der Lichterprozession teilzunehmen. Die Prozession beginnt jeden Abend um 21 Uhr in der Nähe der Grotte, führt über das Gelände des sogenannten „Heiligen Bezirks“ bis zu den zwei übereinander gebauten Basiliken. Einer der Aufträge der Gottesmutter zur Übermittlung an die Geistlichkeit war der Bau einer Kirche. 1866 wurde dieser durch den Bau einer Krypta realisiert und schon 1876 die erste Basilika (Basilika der Unbefleckten Empfängnis) mit Platz für rund 600 Personen gebaut. 1902 wurde die untere Basilika (Rosenkranzbasilika) mit Platz für 1500 Gläubige eingeweiht. 1958 schließlich wurde die unterirdische Basilika (Papst Pius X – Basilika) mit Platz für rund 25.000 Wallfahrer in Betrieb genommen. Während der Lichterprozession wird der Rosenkranz in verschiedenen Sprachen gebetet, die Gesätze jeweils mit der sehr eingängigen Melodie des „Ave, Ave, Maria“ abgeschlossen.

Am nächsten Tag verfolgte eine Stadtführung die Spuren Bernadettes in der Altstadt von Lourdes. Den Abschluss der Führung bildete der Heilige Bezirk mit den Basiliken und weiteren Einrichtungen wie etwa den Bädern. In den Bädern besteht die Möglichkeit sich komplett in das Lourdes-Quellwasser zu tauchen. Dies geschieht in einem sehr ruhigen und würdevollen Rahmen und auch hier haben, wie im ganzen Heiligen Bezirk, die Schwerstkranken „Vorfahrt“, so dass es schon einmal längere Wartezeiten geben kann. Heilung geschieht dort in einer besonderen Weise, denn zuerst gilt es das Kreuz der Krankheit anzunehmen. Dann ist es der Glaube in Kombination mit dem Wasser, der hilft den einen oder anderen Weg der Heilung zu beschreiten. Offiziell seitens der katholischen Kirche anerkannt sind „nur“ 70 Wunderheilungen, die medizinisch unerklärlich sind.

Der zweite Tag in Lourdes wurde in der Mitfeier einer deutschen Messe an der Lourdesgrotte
begonnen. Wahlweise konnte auch ein Gottesdienst mit Erzbischof Stefan Burger aus Freiburg besucht werden, der mit einer Pilgergruppe und einem Sonderzug in Lourdes war.
Eine geführte Kreuzwegandacht auf dem 1,5 km langen Kreuzweg des Pariser Künstlers Raffl rundete den Vormittag ab. Die Marienandacht in einer Kapelle gleich in der Nähe der Basiliken sollte die Erlebnisse und Eindrücke eines jeden Wallfahrers für die Heimreise bündeln. Zum Schluss erklang das Bussenlied als ein ferner Gruß aus der Heimat an die Gottesmutter in Lourdes.

Die Rückfahrt führte nach Zwischenübernachtung in Villefranche sur Saone (bei Lyon)
zum heiligen Pfarrer von Ars. Nach dem Besuch eines französischen Gottesdienstes bestand Gelegenheit zur Besichtigung des Pfarrhauses, in dem der heilige Johannes Maria Vianney bis zu seinem Tod 1859 lebte. Der Heilige Pfarrer von Ars ging als das Vorbild eines Priesters in die Geschichte ein, der sich nicht durch theologische Fachkenntnisse hervortat, sondern durch seine besondere Art der Seelsorge vor allem im unermüdlichen Einsatz als Beichtvater. 1929 wurde er zum Patron aller Pfarrer der Welt ernannt.

Während der langen Busfahrt – es waren vom Bussen bis Lourdes immerhin rund 1.300 km zurück zu legen – fand sich Abwechslung in den Gebetszeiten Laudes und Vesper, sowie dem Angelus und Rosenkranzgebet. Ein auf einem Flohmarkt erworbenes Wallfahrtsbüchlein aus dem Jahr 1908 (zum 50jährigen Jubiläum von Lourdes) von Gymnasialprofessor Josef Cron, Straßburg  entpuppte sich dabei als wahrer geistlicher Schatz zur Einstimmung auf den Wallfahrtsort Lourdes. Besonders die Gedanken zu den Rosenkranzgesätzen schienen fast als wären sie für die heutige Zeit geschrieben worden.

Oliver Mayer
Diakon