Pfarrkirche St. Vitus in Möhringen

Neuromanik in modernem Gewand

Quellen deuten darauf hin, dass wahrscheinlich bereits im 14. Jahrhundert in Möhringen eine Kapelle gestanden hat. Das wäre nicht sehr verwunderlich, denn die erste urkundliche Erwähnung von Möhringen als Siedlung stammt aus dem Jahr 790, so dass der Ort auf eine über 1200-jährige Geschichte zurückblicken kann. Gesichert ist die Nennung einer Kapelle, die „Unserer Lieben Frau“ geweiht war, im Jahr 1522.

Im Jahr 1812 gab der damalige König von Württemberg die Anweisung, dass die Pfarrei Möhringen von der Pfarrei Offingen aus mitversorgt wird, alle kirchlichen Geschäfte in die dortige Zuständigkeit fallen. Die Bewohner von Möhringen hatten damit ihre Probleme, betrug der Fußweg nach Offingen doch eine gute Stunde, während er in das naheliegende Unlingen doch nur eine Viertelstunde betragen hätte. Besonders im Winter bei viel Schnee war der Weg über den Bussen überaus beschwerlich. So forderten sie die Zugehörigkeit zu Unlingen, nicht zu Offingen, was ihnen aber nicht gewährt wurde. Sie legten daraufhin ab dem Jahr 1820 einen Fonds an, in dem sie ein Vermögen ansparten, um irgendwann eine Pfarrstelle aus eigener Kraft finanzieren zu können. Als Mitte des 19. Jahrhunderts ihre damalige barocke Kapelle in der Bausubstanz so schlecht wurde, dass ein Neubau notwendig wurde, errichteten sie in den Jahren 1863 bis 1865 eine wesentlich größere Kirche und gleich auch ein Pfarrhaus nebenan. Mit dieser Investition und dem inzwischen angesparten Fonds, aus dessen Zinsen die Pfarrstelle bezahlt werden konnte, bekamen sie schließlich 1866 vom Bischof von Rottenburg die Erlaubnis, eine eigene Pfarrei zu errichten.

Die Kirche selbst wurde mit viel Eigenleistung aus der Gemeinde errichtet. Der Zwiefaltendorfer Tuffstein, aus dem die Kirche erbaut ist, gibt ihr ein besonderes Äußeres. Die Inneneinrichtung war zunächst der Zeit entsprechend neuromanisch und neugotisch. Bis in die 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts wurden immer wieder Ausstattungsstücke und Ausmalungen des Kirchenraumes hinzugefügt.

Im Laufe des ersten Weltkrieges mussten drei der vier 1865 aus Bronze gegossenen Glocken für Kriegszwecke abgeliefert werden. Als Ersatz wurden 1922 zwei Stahlglocken erworben. 1932 wurde die erste größere Reparatur notwendig: Es galt, das Turmdach zu sanieren und neu abzudichten. 1944 musste die letzte der ursprünglichen vier Bronzeglocken auch noch abgeliefert werden. Die verbliebenen zwei Stahlglocken taten ihren Dienst bis ins Jahr 1983. In diesem Jahr wurde beschlossen, ein komplett neues vierstimmiges Geläut zu erwerben, was dann auch bei der Firma Bacher in Heilbronn geschah.

Im Jahr 1965, genau 100 Jahre nach der Fertigstellung des Gotteshauses, erfolgte eine komplette Umgestaltung des Innenraums der Kirche. Der Großteil der Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert wurde entfernt – Hochaltar, Nebenaltäre, Kanzel, Bänke, nur die Figuren wurden restauriert und einzeln wieder eingebracht. Der Chorraum erhielt neue Glasfenster, neue Bänke wurden eingebaut und von der Bussenkirche wurde der steinerne Altar erworben.

Die natursteinerne Fassade erforderte 1988 eine komplette Instandsetzung des gesamten Äußeren, bei der auch die Außenanlagen neu angelegt wurden. Ein neuer Tabernakel wurde in diesem Zuge auch angeschafft.

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Figur des heiligen Vitus aus dem 19. Jahrhundert. Vitus war ein sizilianischer Junge, der schon im Alter von 12 Jahren um das Jahr 304 den Märtyrertod erleiden musste: Er kam auf Anweisung des römischen Kaisers Diokletian in einem Kessel mit siedendem Pech zu Tode, weshalb er mit einem Kessel dargestellt wird. 

Muttergottesdarstellung mit Kind (19. Jahrhundert)

Ausschnitt aus einem der Glasfenster des Chorraumes (1965)